Die traditionelle Rolle des Barkeepers in australischen Pubs
Australiens Pubs sind mehr als nur Orte zum Trinken – sie sind soziale Institutionen. Im Herzen dieser Institutionen steht der Barkeeper, dessen Rolle weit über das Servieren von Getränken hinausgeht.
Der Barkeeper als Herzstück des Pubs
Schon im kolonialen Australien waren Pubs oft in Wohnhäusern untergebracht und dienten als vielseitige Treffpunkte der Gemeinde. Sie waren Versammlungsorte, Gemeinschaftssäle und manchmal sogar Gerichtsorte, wie man auf der Wikipedia-Seite über Pubs in Australien nachlesen kann. Der Barkeeper, oft auch als ‚Publican‘ bezeichnet, war dabei eine zentrale Figur. Er war nicht nur für die Bewirtung verantwortlich, sondern prägte das gesamte soziale Leben im Pub.
Diese Rolle ging weit über das reine Ausschenken von Getränken hinaus. Der Barkeeper war oft ein wichtiger Ansprechpartner für seine Gäste, kannte ihre Geschichten und Sorgen. Er trug so maßgeblich zu einem starken Gemeinschaftsgefühl bei – eine Tradition, die, wenn auch in modernerer Form, bis heute fortbesteht.
Ein Beispiel für die Bedeutung von Gastfreundschaft ist die Auszeichnung von Caretaker’s Cottage in Melbourne als freundlichste Bar, worüber Broadsheet in diesem Artikel berichtet. Das unterstreicht, wie wichtig ein herzliches Willkommen in der australischen Pubkultur ist.
Verantwortungsvoller Alkoholausschank
Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit eines Barkeepers ist die strikte Einhaltung der Alkoholvorschriften. Anders als in manchen anderen Ländern wird in Australien traditionell sehr genau abgemessen – oft nur ein Shot pro Mixgetränk, wie im Blog Caroline in the City beschrieben wird. Das ist nicht nur eine Frage der Kosten, sondern auch der strengen Gesetze. Das ‚Responsible Service of Alcohol‘ (RSA)-Zertifikat ist daher für jeden Barkeeper Pflicht.
Umgang mit Gästen
Ein guter Barkeeper muss nicht nur Getränke servieren, sondern auch mit den unterschiedlichsten Gästen umgehen können. Das erfordert Menschenkenntnis, Taktgefühl und die Fähigkeit, in jeder Situation professionell zu bleiben.
Dazu gehört, Stammgäste freundlich zu begrüßen und eine persönliche Beziehung aufzubauen, aber auch, schwierigen Gästen professionell zu begegnen. Im Notfall muss ein Barkeeper auch in der Lage sein, die Hausregeln durchzusetzen und betrunkene Gäste des Lokals zu verweisen – immer mit dem Ziel, eine angenehme Atmosphäre für alle zu schaffen.
Ausbildung und Voraussetzungen
Um in Australien als Barkeeper arbeiten zu können, ist das RSA-Zertifikat unerlässlich. Es vermittelt Wissen über den verantwortungsvollen Alkoholausschank, Jugendschutz und den Umgang mit betrunkenen Gästen. Es ist ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung des Berufs.
Früher wurden die Fähigkeiten eines Barkeepers oft ‚on the job‘ erlernt. Erfahrene Barkeeper gaben ihr Wissen an jüngere Kollegen weiter. Das umfasste nicht nur das Zapfen und Mixen, sondern auch den Umgang mit Kunden, lokales Wissen und die Fähigkeit, auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Die ‚Skimpy‘-Tradition: Einblicke und Kontroversen
In einigen Regionen Australiens, besonders in Bergbaugebieten, hat sich eine spezielle Tradition entwickelt: die ‚Skimpy‘-Barkeeperin. Dabei servieren leicht bekleidete Frauen Getränke. ABC News bietet hierzu einen umfassenden Bericht.
Diese Praxis ist nicht unumstritten. Kritiker sehen darin eine Objektifizierung von Frauen, während Befürworter die Selbstbestimmung der Frauen betonen, die diesen Beruf wählen. Interessant ist, dass sich die Branche wandelt: Immer mehr Frauen übernehmen Führungspositionen in Agenturen, die ‚Skimpies‘ vermitteln. Auch die Einstellung vieler junger Männer scheint sich zu ändern, hin zu mehr Respekt gegenüber den Frauen.
Es ist wichtig zu betonen, dass die ‚Skimpy‘-Tradition regional sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Während sie in einigen Bergbaustädten Westaustraliens, wie Kalgoorlie, noch relativ verbreitet ist, findet man sie in anderen Teilen Australiens kaum oder gar nicht. Die Tradition wurzelt historisch in den Goldgräberstädten, wo ‚Skimpies‘ die Bergleute unterhielten.
Der Barkeeper im Outback: Mehr als nur ein Job
In den oft abgelegenen Outback-Pubs ist die Rolle des Barkeepers noch vielfältiger. Diese Pubs sind oft das soziale und wirtschaftliche Zentrum der Gemeinde – Post, Laden, Café und Treffpunkt in einem. Australian Geographic stellt einige dieser besonderen Outback-Pubs vor.
Der Barkeeper im Outback ist oft eine lokale Institution, kennt jeden und alles und ist Ansprechpartner für Einheimische und Reisende gleichermaßen. Er serviert nicht nur Getränke und Speisen, sondern tauscht auch Informationen aus und hält das soziale Leben in der oft isolierten Gemeinde am Laufen.
Die Aufgaben sind vielfältig:
- Getränke und Speisen servieren
- Informationen für Einheimische und Reisende bereitstellen
- Die verschiedenen Funktionen des Pubs verwalten (Post, Laden etc.)
- Das soziale Leben in der Gemeinde fördern
Wandel der Barkeeper-Rolle
Die Diskussion, ob man sich ‚Mixologe‘ oder ‚Barkeeper‘ nennen sollte, wie sie Australian Bartender in diesem Artikel aufgreift, zeigt die Entwicklung des Berufs. Auch wenn in klassischen Pubs seltener komplexe Cocktails gefragt sind, sind Professionalität und Engagement entscheidend.
Frauen in der Pub-Geschichte
Es ist wichtig zu erwähnen, dass Frauen nicht nur als ‚Skimpies‘ in der Pub-Geschichte präsent waren. Viele Frauen führten Pubs als ‚Publicans‘, oft als Witwen, die das Geschäft ihrer verstorbenen Männer weiterführten. Sie waren vollwertige Barkeeper und Geschäftsfrauen, die oft eine wichtige Rolle in ihren Gemeinden spielten.
Die traditionelle Rolle des Barkeepers in Australien – eine Mischung aus Gastfreundschaft, Verantwortung, sozialer Kompetenz und Anpassungsfähigkeit – ist und bleibt ein wichtiger Teil der australischen Kultur. Der Barkeeper, ob Mann oder Frau, ist weit mehr als nur ein Getränkeausschenker; er ist ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Gefüges und trägt zum einzigartigen Charakter der australischen Pubs bei.